Corinna Schnitt
LIVING A BEAUTIFUL LIFE
13. Sep - 18. Okt 2003

Corinna Schnitt LIVING A BEAUTIFUL LIFE

Stell dir ein Leben vor, wie du es als Kind schon erträumt hast? Also,ein perfektes Leben.

Scheinbar vollkommen naiv nimmt Corinna Schnitt das allgemeine Wünschen und die üblichen Vorstellungen vom Lebensglück beim Wort – und führt uns diese als quasidokumentarische Inszenierung erbarmungslos vor Augen und Ohren. Sie zeigt uns eine Frau und einen Mann, beide gutaussehend, die in einer stilvollen Villa hoch über Los Angeles wohnen und abwechselnd in die Kamera berichten, dass sie all das haben und all das sind, was sich andere nur ersehnen. Wie "Blade Runner"-Replikanten zählen sie sämtliche Bestandteile eines traumhaft schönen Lebens auf, so wie es sich die Menschen, zumindest in der westlichen Welt, gemeinhin vorstellen. Der Zuschauer kann diese erschöpfende Litanei des totalen Glücks nur schwer ertragen und fühlt sich durch die kontemplative Stimmung der wohlkomponierten Szenen zusätzlich provoziert. Und wer zwischendurch vermutet, dass am Ende alles explodieren muss wie in Antonionis "Zabriskie Point", der irrt.

So grotesk dieses Schwelgen in Beautiful-Klischees auch anmutet, Corinna Schnitt ist weit davon entfernt, eine simple Parodie abzuliefern und verzichtet auf Effektgehasche und Pointentümelei. Sie beherrscht die dramaturgisch wirkungsvolle Methode, Artifizielles und Naturalistisches auf subtile Weise ineinander zu verweben. Ein Merkmal, das Schnitts präzise Filmarbeiten grundsätzlich auszeichnet: Sie überlässt uns – vielleicht sogar ein bisschen schadenfroh – einer irritierenden Mehrdeutigkeit, die für eine mal amüsante, mal unbehagliche Dechiffrierungs-Schwebe sorgt. In ihren seltsamen ethnologischen Fiktionen entdeckt sie gerade dort Pararealitäten, wo wir doch alles genau zu kennen glauben. Und so zieht sie uns beim Betrachten ihrer kaum bewegten Bilder ganz sanft und sehr freundlich den Boden unter den Füßen weg.

Kay von Keitz